Wilde Fließgewässer stellen eine besondere Herausforderung für Siedlungsgebiete dar, da sie regelmäßig über die Ufer treten und Gebäude und Nutzflächen unter Wasser setzen können. Aus diesen Gründen werden Flüsse häufig begradigt und Schutzwälle errichtet. Ökologisch sind diese Überflutungsflächen jedoch von besonderer Bedeutung und Stellen Refugien für viele seltene Arten dar, die sich speziell an diese dynamischen Lebensräume angepasst haben. Zu den gefährdeten Arten, die die Wildflusslandschaft besiedeln, gehören viele Heuschreckenarten (z.B. die Gefleckte Schnarrschrecke (Bryodemella tuberculata) oder der Kiesbankgrashüpfer (Chorthippus pullus)), diverse Spinnenarten (z.B. Flussuferwolfsspinne (Arctosa cinerea)), Käfer (z.B. verschiedene Sandlaufkäfer (Cicindelinae)) und bodenbrütende Vögel (z.B. der Flussuferläufer (Actitis hypoleucos)).
In Deutschland sind die wenigen verbliebenen vollständig unverbauten Flüsse auf die Alpen beschränkt (zum Beispiel die Ammer). Auch einige größere Flüsse, wie die Isar, dürfen in der Alpenregion wieder ihrem natürlichem Verlauf im ursprünglichen Flussbett folgen und können daher zumindest Abschnittsweise als Wildfluss betrachtet werden.
Inzwischen geht der Trend jedoch zur Renaturierung, der es Flüssen erlaubt sich wenigstens streckenweise freier zu entfalten. Die Erfahrung hat gezeigt, das ungezähmte Flusslandschaften zwar mitunter regional bedrohliche Risiken darstellen können, im Gesamtgewässersystem können sie durch verzögerte Abflüsse jedoch auf Hochwässer entschärfend wirken.
Beitragsersteller: Ajott (AGEID6829)
Fotograf: | kabefa (AGFID7932) |